Fontane und die Orgel

Theodor Fontane selbst, heißt es, scheint sich für unmusikalisch gehalten zu haben. „Daran, daß ich anfange, an Musik gefallen zu finden, merke ich deutlich, daß ich alt werde,“ schreibt er einmal seiner Frau. Seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ jedenfalls zeigen auch eine eher „unmusikalische“ Tendenz. In den Kirchen sind es eher die Inschriften und Grabmale, die ihn interessieren, oder Historisches: das Schicksal von Paul Gerhardt in Mittenwalde, ja! – Die Orgeln? Offenbar nicht.

Aus St. Denis (Frankreich) schreibt Fontane in einem Reisebrief 1871 über ein Konzert in der Kathedrale: „Am Abend Quartettgesang einiger Unteroffiziere … Nur wenige Lichter brannten, zuletzt ganz dunkel, es war grausig schön… Nach dem Quartett und Orgelspiel (pompös) gingen wir um 10 Uhr in das Offiziers-Caffehaus“ – und erzählt dann vom Billard-Spielen.

Trotzdem hat Fontane ein Gespür für die Besonderheit der Orgel und ihrer Musik. In einem frühen Gedicht schwärmt er über das Ilsetal im Harz: „Hier möcht ich … im Frühling geboren sein!“ Dann fantasiert über seine Taufe in freier Natur:

„Es hätte sich über dem Täufling
Gewölbt des Himmels Dom,
Die Bäume hätten gerauscht
Wie leiser Orgelstrom.“

Unmusikalisch hin oder her – der 200. Geburtstag des Schreibers im Dezember 2019 wird kräftig gefeiert. Mit den Sommermusiken im Kloster Lehnin, mit Kirchentouren auf Fontanes Spuren und vielem mehr: www.fontane-200.de. Und einen Playmobil-Fontane als Sonderedition gibt es auch.

(Mein Beitrag für Orgelklang aktuell 2-2019.)