Typisch evangelisch: Der (Orgel-)Kanzel-Altar

OrgelKanzelAltar Kirchheimbolanden

Waren Sie schon einmal in der Paulskirche in Kirchheimbolanden? Von außen würden Sie sie vielleicht gar nicht für eine Kirche halten. Drinnen finden Sie ein Kleinod: einen Kanzelaltar. Und darüber eine mächtige Orgel. Für evangelische Kirchbauten im 18. Jh. eine typische Konstruktion, oder sollte ich besser sagen: Komposition. Dort, wo beim Wandaltar Platz für ein Gemälde oder für das Tabernakel war, ist nun die Kanzel. Der Prediger als bewegtes Bild? Das vielleicht auch. Vor allem aber eine Komposition mit Symbolkraft. Die Orte im Kirchenraum für die Verkündigung und für das Abendmahl rücken im Kanzelaltar ganz eng zusammen. Weil Wort (Predigt) und Sakrament ganz eng zusammen gehören als zwei Weisen, in denen Gott uns nahe kommt. 
Und darüber noch die Orgel. In Kirchheimbolanden, Augsburg (St. Ulrich), Borstel (St. Nikolai) und anderswo. Nicht aus Platzmangel oder wegen der Akustik. Sondern weil es mit der Kirchenmusik nicht anders ist als mit der Predigt und dem Abendmahl. Auch in ihr kommt Gott uns nahe. Der Kanzelaltar mit integrierter Orgel: im 18. Jh. war das typisch evangelisch!

Kirchheimbolanden, St. Paul

Vielleicht nutzen Sie ja den 5. Deutschen Orgelbautag im September und gehen auf Entdeckungstour. Im Themenjahr „Reformation, Bild und Bibel“ gibt es allerhand zu sehen und (wieder)zu entdecken: Prospektpfeifen mit Gesichtern, das thematische Programm von Bildtafeln an der Frontseite einer Orgelempore, musizierende Engel, … – Sie finden bestimmt etwas zum Staunen oder zum Sich-Freuen.

Übrigens: An der Kanzel in Kirchheimbolanden gibt es noch eine alte Predigt-Uhr. Eine Sanduhr für den Pastor, damit die Predigt nicht länger als zwei Stunden dauert.

Die Orgel in Kirchheimbolanden stammt aus der Werkstatt Johann Michael Stumm. Hätte nicht Wolfgang Amadeus Mozart einmal auf ihr gespielt – im Januar 1778 –, dann wäre sie vermutlich heute nicht mehr zu hören: das eine Mozart'sche Konzert hat die Orgelpfeifen im 2. Weltkrieg vor dem Einschmelzen bewahrt.