In Gassen und Häusern leuchtet er, im Kirchturm und beim Supermarkt, in verschiedenen Größen und Farben. Ein Stern, den man erkennt, der sich unterscheidet von der übrigen Lichter-Deko der Saison. Als käme er von anderswo.
Irgendwie ist er der Weihnachtsstern schlechthin: der Herrnhuter Stern, mit neun roten und achtzehn weißen Spitzen ursprünglich, aus Papier und Pappe. Ein Erzieher hat ihn für den Mathe-Unterricht erdacht, heißt es, damit seine Schüler daran Geometrie lernen. Die haben die Sterne in ihren Internats-Zimmern aufgehängt. Und ihre Eltern in den Missionsgemeinden überall in der Welt. Ein Stern gegen das Heimweh.
Ein Stern, der um das Dunkel weiß — das Dunkel, das wird, wenn sich die Nacht über die Welt legt und nicht grelle LEDs und Laser-Scheinwerfer alles ausleuchten. Ein Stern aus einer Wirklichkeit ohne Lichtsmog und Beleuchtungsmasterpläne.
Der Wunsch nach mehr Licht in der Nacht ist so alt wie die Menschheit. Licht ins Dunkle zu bringen heißt schließlich, das Böse zu vertreiben und die Angst, die es uns einflößt. Lieber die Nacht zum Tag machen als Räuber, wilde Tiere und finstere Mächte zu fürchten.
Wir brauchen nur auch die Dunkelheit draußen. Um die Finsternis wahrzunehmen, die es in uns gibt. Wenn ich mich der nicht stelle, wird sie mich einholen.
Beides muss sein, Licht und Dunkel, und der natürliche Wechsel vom einen zum anderen. Und es braucht diesen Stern und sein Licht, das so anders ist. „Gott will im Dunkel wohnen,“ erzählt er, „und hat es doch erhellt.“ Auch dort, wo du nicht mit ihm rechnest. Du biegst um die Ecke, und hey, schau mal, da!
Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. (Matthäus 2,9)