Die Orgel auf Schalke

In zehn verschiedenen Fußballstadien wird die EM 2016 in Frankreich ausgetragen werden. Ich habe eine ganze Weile recherchiert, von Lille bis Marseille, und von Bordeaux bis Nizza: Ob es in einem der Sportstadien im laizistischen Frankreich wohl einen Andachtsraum gibt? Ohne Ergebnis.

In Deutschland gibt es mittlerweile ja vier Fußballstadien mit einer eigenen Kapelle: in Gelsenkirchen in der Arena auf Schalke, im Olympiastadion in Berlin, in Frankfurt am Main, und seit einem halben Jahr auch in Wolfsburg. Zwei davon haben auch eine Orgel. Naja, ein Tasteninstrument. Elektronisch, nicht mit Pfeifen; aber dafür mit mehreren Klangfarben. Die Orgel auf Schalke ist bis zu hundert Mal im Jahr im Einsatz. Denn die Kapelle ist beliebt. „Aus ganz Deutschland kommen Schalke-Fans hierher und feiern Trauungen, Ehe-Jubiläen, Andachten zu Familienfeiern oder lassen ihre Kinder taufen“, weiß Arena-Pfarrer Ernst-Martin Barth.  

Er hat gleich mehrere Organisten, die er dafür anfragen kann. Sie begleiten die Gemeinde beim Singen: klassische Choräle, Kirchenlieder aus unserer Zeit, und auf Wunsch auch mal ein Schlager. Ihre Orgeln gehören vielleicht nicht zu den Königinnen der Instrumente. Im Fußballstadion bleibt halt der Fußball selber König. Und doch erfüllen sie die vornehmste Aufgabe jeder Kirchenmusik: sie loben Gott, und das sicherlich mehr als alle Fangesänge ein, zwei Etagen höher im Stadion.