Tagung der Evangelischen Akademie Loccum
vom 10. bis 12. Juni 2009
Die traditionelle Rede von der Rechtfertigung des Sünders „aus Gnade um Christi willen durch den Glauben“ (Augsburger Bekenntnis von 1530, Art. 4) ist aus dem alltagsreligiösen wie aus dem kirchlichen Sprachgebrauch weithin verschwunden. Statt von der Gnade scheint vielfach eher von der Liebe Gottes die Rede zu sein. Der moderne Mensch erlebt sich als Teil komplexer Zusammenhänge und strebt zugleich nach einem selbstbestimmten Leben. Von Gnade unabhängig zu sein, gilt als Zeichen seiner Freiheit.
Andererseits gilt das Angewiesensein auf den gnädigen Gott nach wie vor als eine Grundkonstante des christlichen Menschenbildes, und die Verkündigung der bedingungslosen Gnade Gottes gehört zum Kern der christlichen Botschaft. Jeder Mensch kennt Situationen des Angewiesenseins auf das Entgegenkommen anderer. Viele teilen die Erfahrung, dass Beschenktwerden nicht notwendig mit dem Verlust der eigenen Freiheit einhergeht. Umgekehrt bietet die Alltagswelt hinreichend Beispiele gnadenlosen Handelns und seiner Folgen. Das Wort Gnade steht für eine Grunderfahrung menschlichen Lebens, und es scheint an der Zeit, die religiöse Dimension solcher Erfahrungen wieder ernst zu nehmen.
Welche Aussagen über die Gnade finden sich in der Bibel, in den Überlieferungen der christlichen Kirchen und in den Weltreligionen? Welche Ersatzbegriffe für Gnade existieren in der Psychologie, der Soziologie, der Soziobiologie? Worin liegen die inhaltlichen Akzentverschiebungen gegenüber der Theologie? Was geht verloren, wenn nicht mehr von Gnade die Rede ist? Wie lassen sich die säkular-umgangssprachlichen Verwendungsweisen des Begriffs Gnade beschreiben? Wie lassen sie sich christlich-religiös vertiefen?
Die Tagung verfolgt das Ziel, das Deutungspotential des Begriffes „Gnade“ neu zu erschließen und für die Gegenwart fruchtbar zu machen.
Die Beiträge der Tagung sind dokumentiert als Loccumer Protokoll 27/09.
vom 10. bis 12. Juni 2009
Die traditionelle Rede von der Rechtfertigung des Sünders „aus Gnade um Christi willen durch den Glauben“ (Augsburger Bekenntnis von 1530, Art. 4) ist aus dem alltagsreligiösen wie aus dem kirchlichen Sprachgebrauch weithin verschwunden. Statt von der Gnade scheint vielfach eher von der Liebe Gottes die Rede zu sein. Der moderne Mensch erlebt sich als Teil komplexer Zusammenhänge und strebt zugleich nach einem selbstbestimmten Leben. Von Gnade unabhängig zu sein, gilt als Zeichen seiner Freiheit.
Andererseits gilt das Angewiesensein auf den gnädigen Gott nach wie vor als eine Grundkonstante des christlichen Menschenbildes, und die Verkündigung der bedingungslosen Gnade Gottes gehört zum Kern der christlichen Botschaft. Jeder Mensch kennt Situationen des Angewiesenseins auf das Entgegenkommen anderer. Viele teilen die Erfahrung, dass Beschenktwerden nicht notwendig mit dem Verlust der eigenen Freiheit einhergeht. Umgekehrt bietet die Alltagswelt hinreichend Beispiele gnadenlosen Handelns und seiner Folgen. Das Wort Gnade steht für eine Grunderfahrung menschlichen Lebens, und es scheint an der Zeit, die religiöse Dimension solcher Erfahrungen wieder ernst zu nehmen.
Welche Aussagen über die Gnade finden sich in der Bibel, in den Überlieferungen der christlichen Kirchen und in den Weltreligionen? Welche Ersatzbegriffe für Gnade existieren in der Psychologie, der Soziologie, der Soziobiologie? Worin liegen die inhaltlichen Akzentverschiebungen gegenüber der Theologie? Was geht verloren, wenn nicht mehr von Gnade die Rede ist? Wie lassen sich die säkular-umgangssprachlichen Verwendungsweisen des Begriffs Gnade beschreiben? Wie lassen sie sich christlich-religiös vertiefen?
Die Tagung verfolgt das Ziel, das Deutungspotential des Begriffes „Gnade“ neu zu erschließen und für die Gegenwart fruchtbar zu machen.
Die Beiträge der Tagung sind dokumentiert als Loccumer Protokoll 27/09.