Friedrich Wilhelm Zachow

Ein wenig teilt Friedrich Wilhelm Zachow (1663-1712) das Schicksal Johannes des Täufers. Er wurde lange wahrgenommen als Vorläufer des Größeren, der nach ihm kam: als Lehrer Georg Friedrich Händels und in seinem eigenen Schaffen wenig originell. Dass dem in Wirklichkeit nicht so ist, beweisen Zachows Orgelwerke, die Irénée Peyrot eingespielt hat – unter anderem auf der kleinen Reichel-Orgel, die wie ein Schwalbennest über dem Altar in Halles Marktkirche hängt und auf der Zachow Händel unterrichtet hat. Das ist nichts zum Nacheinander-Weghören, sondern eher 87 Mal die Möglichkeit, für einen Augenblick die Arbeit zu unterbrechen und in einen eigenen Klangraum einzutreten.

Nur zu gerne wüsste man ja, welche Orgeln jemand wie Zachow in seinem Leben gehört und bespielt hat! Von den 12 Instrumenten, die der Kalender „Die schönsten Orgeln 2013“ präsentiert, kommen ganze 2 in Betracht – darunter die Scherer-Orgel in Tangermünde. Aus Zachows Hallenser Zeit ist höchst wenig bekannt. Aber sollte er je die 150 km weite Reise gemacht haben, hätte er dort in St. Stephan seine Choralbearbeitungen spielen können. Auf der CD zum Kalender gibt Christoph Lehmann als Hörprobe freilich nicht Zachow, sondern das Kyrie Martyrum von Hieronymus Praetorius. „Brave Tonkünstler“ und Vertreter der „kleinen Form“ wie Zachow haben es offenbar bis heute schwer.


Friedrich Wilhelm Zachow: Das Orgelwerk (Irénée Peyrot). 2 CDs. Fagott F-3908-8. (2012). – Die schönsten Orgeln 2013. Kalender mit CD. (Leipzig 2012).